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Geschlechtergerecht durch die Pandemie?

Am Freitag, den 4.12.2020 fand die 18. efas-Fachtagung zu dem Thema „Geschlechtergerecht durch die Pandemie? Ökonomische Analysen aus feministischer Perspektive“ online auf Zoom statt. Wir von Paula Panke waren als Teilnehmerinnen auch dabei und haben viele spannende Einblicke in die neuesten Forschungen zu Geschlechtergerechtigkeit, Gleichstellung, Care-Arbeit und häuslicher Gewalt in Bezug auf die Corona-Pandemie bekommen.

Die Online-Tagung teilte sich in insgesamt drei Sessions mit unterschiedlichen Schwerpunkten, zu welchen in Form von Kurzvorträgen aktuelle Forschungen vorgestellt und im Anschluss diskutiert wurden.

Das Thema der ersten Session war „Die Corona-Krise und ihre politische Bearbeitung – wie sind Frauen betroffen?“. In vier verschiedenen Kurzvorträgen wurden unter anderem die Auswirkungen von COVID-19 auf Frauen im Bekleidungssektorgleichstellungspolitische Antworten auf die Arbeitsmarktentwicklung in der Coronakrise und das unterschiedliche berufliche Ansteckungspotential diskutiert. Dieses ist beispielsweise, wie Dr. Katharina Dengler darlegte, bei Frauen deutlich höher, da sie vermehrt in Berufen arbeiten, in denen die Ansteckungsrisiken höher sind. Auf diese Weise kann es zu einer Benachteiligung von Frauen in der Pandemie kommen.

Die Boni für Pflegepersonal bleiben gering

In der zweiten Session zum Thema „Weibliche (Care-)Arbeit zwischen neuer Sichtbarkeit und andauernder Unterbewertung“ drehte sich alles um die Frage, wie die Corona-Krise sich auf Care-Arbeit, deren Anerkennung und Bezahlung auswirkt. Franziska Dorn präsentierte beispielsweise ihre Forschung, in der sie zeigte, dass die Boni an Altenpfleger*innen und Krankenpfleger*innen deutlich geringer ausfielen als in anderen Branchen. Sie betonte, dass eine höhere Bewertung von Care-Arbeit außerhalb des Marktes stattfinden muss. Neue Ideen, wie Pflegearbeit bewertet und gemessen werden kann, sind nötig, um die prekäre Situation derjenigen, die in Pflegeberufen arbeiten, zu verändern.

Systemrelevanz bleibt ein leerer Begriff

Auch Prof. Dr. Margarete Kreimer und Dr. Barbara Hönig kamen zu dem ernüchternden Schluss, dass die stärkere Wahrnehmung von Care-Berufen in den Medien relativ konsequenzlos geblieben ist. Nachhaltige Verbesserungen sind bisher nicht erfolgt. Trotz der Einstufung als systemrelevant bleibt die Situation schwierig und prekär. Systemrelevanz bleibt in dieser Hinsicht ein leerer Begriff.

Gleichberechtigung zu Lasten anderer Frauen in der Türkei

Dr. Irem Güney-Frahm zeigte eine globale Perspektive auf Care-Arbeit am Beispiel der Türkei auf. Sie legte dar, dass dort die Gleichberechtigung von Frauen häufig zu Lasten anderer Frauen erreicht werde: Berufstätige Frauen mit guten Bildungshintergrund haben oftmals Haushaltshilfen aus ökonomisch schwächeren Ländern und verlagern somit lediglich die Ungerechtigkeit.

Home Office – Besser zuhause?

Die dritte und letzte Session trug den Titel „Besser zuhause?“ und beschäftigte sich unter anderem mit Fragen zu Home Office und häuslicher Gewalt.

Es wurde deutlich, dass die Tatsache, dass Frauen nun viel mehr zuhause sind, sehr ambivalente Auswirkungen hat: Viele Frauen sehen das Home Office als positive Veränderung, die ihnen mehr Zeit gibt und die Arbeitszeiten entzerrt. Einige kommen aber auch schlechter zurecht im Home Office, beispielsweise, weil sie zuhause kein eigenes Arbeitszimmer haben und weil eine Kinderbetreuung im Home Office so gut wie nicht möglich und immer noch hauptsächlich Aufgabe der Frauen ist. Forschungen zeigen, dass trotz gleicher beruflicher Belastung Mütter häufiger alleine betreuen als Väter.

Mehr häusliche Gewalt in der Pandemie

Dr. Cara Ebert und Prof. Dr. Janine Steinert zeigten zudem auf, wie sich COVID-19 auf Gewalt gegen Frauen und Kinder auswirkt. Dadurch, dass Frauen den Tätern schlechter entkommen können, es schwerer ist, externe Hilfe zu bekommen und das Level häuslicher Gewalt in Krisen immer höher ist, ist von einer Zunahme häuslicher Gewalt auszugehen. Die beiden Forscherinnen bemängelten aber auch, dass die Datenlage dazu bisher nicht besonders ergiebig ist. Ihr Fazit: Es ist nicht unbedingt immer besser, sondern häufig auch gefährlicher zuhause. Psychologische Angebote sowie KiTas und Schulen sollten offenbleiben, um so einem Anstieg häuslicher Gewalt entgegenzuwirken.

efas Nachwuchsförderpreis

Am Ende der Online-Tagung wurde noch der efas- Nachwuchsförderpreis 2020 an Julia Bringmann verliehen. Sie erhielt diesen für ihre Masterarbeit ‚Daddy Months’ – An Engine of Change Towards More Gender Equality in Parenting Couples.

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