Mirai ist gerade 14 Jahre alt geworden. Mit 5 hat sie sich das Lesen selbst beigebracht und verschlingt seitdem ein Buch nach dem anderen. Weil ihr Lesehunger so groß wurde, begann sie für 2 Buchläden in Berlin und für Verlage Rezensionen gegen Bücher zu schreiben. Als dann noch Interviews mit Autor*innen dazu kamen, wollte sie den vielen Inhalt für andere sichtbar machen und startete im Frühjahr 2018 ihren Blog „Lass mal lesen!“ und zeitgleich ihren Instagram-Account @lesehexemimi, auf dem sie täglich spannende Inhalte veröffentlicht.
Wir sind auf sie aufmerksam geworden, weil sie sich als junge Pankowerin auch sehr konkret zu feministischen und gendergerechten Themen äußert. Im Paula Talk am 25. September 2020 hat sie uns mehr dazu erzählt.
Mirai interessiert sich für gesellschaftspolitische Themen wie Diversität, Generationengerechtigkeit, Umweltschutz und sie engagiert sich gegen Gendermarketing bei Verlagen und in Buchhandlungen. Denn sie ärgert sich, dass es oft getrennte Büchertische für Jungs und Mädchen gibt. „Bücher sind für alle da. Niemand sollte vorschreiben, wofür sich Jungs und Mädchen interessieren und was sie lesen sollen“, meint sie.
Mirai selbst mag gern Bücher, in denen es um Diversität und starke Protagonistinnen geht. Auch Technik- und Fantasy-Bücher interessieren sie, die gern mal auf den Jungs-Tischen liegen. Pferde-Geschichten findet sie dagegen eher nicht so spannend.
Sie ist inzwischen eine bekannte Bloggerin und ihre Meinung zählt. In Medien wie dem ZEIT-Magazin und dem ZDF-Morgenmagazin wurde bereits über sie berichtet. Für Thalia hat sie einen Bloggertisch mit Buchempfehlungen für Kinder und Jugendliche gestaltet, der bundesweit in 40 Filialen zu sehen war.
Die Gelegenheit nutzte sie gleich, um in der Berliner Marketingzentrale der Buchhandelskette einen offenen Brief abzugeben, den sie gemeinsam mit jungen Instagrammern verfasst hat – den „Young Bookstagram“. In dem Brief wandten sie sich gegen das Gendermarketing in den Filialen. Das Ergebnis: Die Pressesprecherin der Buchhandelskette hat versprochen, bundesweit keine Gendermarketing-Materialien mehr zu verbreiten. Yeah!
Im Paula Talk haben wir uns nicht nur über Mirais Aktivitäten gegen Gendermarketing unterhalten, sondern sie hat uns auch Bücher mitgebracht und vorgestellt. Ein Buch für Kinder „HERSTORY“ hat sie besonders begeistert – nicht nur wegen der schönen Gestaltung, sondern auch wegen des Inhalts: Es werden starke Frauen aus der Geschichte und Gegenwart porträtiert. Was ihr nicht gefallen hat: Der Verlag hat bei Frida Kahlo das Thema Queerness ganz rausgelassen. Mirai hat das nicht gefallen. Sie meint: „Kinder verstehen, was Liebe ist. Hier sollte man keinen Unterschied machen.“
Überhaupt nimmt Mirai beim Lesen die Bücher gern in die Hand: „Sie fühlen sich gut an und riechen gut.“ Nur selten greift sie auch zu einem elektronischen Gerät. Neben der Young Bookstagram-Community hat sie Gastautor*innen wie ihre kleine Schwester, die Bücher für ihren Blog vorstellen, für die sie selbst sich nicht so begeistern kann. Oder die sie nicht schafft zu lesen – obwohl sie das in jeder freien Minute tut und so 10 bis 20 Bücher im Monat schafft.
Mirai findet, es sollte insgesamt mehr über Tabuthemen im Bereich Feminismus, Gleichberechtigung zwischen Geschlechtern, verschiedene Herkunft, Behinderung, andere Religionen, Rassismus und auch Nachhaltigkeit geschrieben werden.
Vielleicht gibt es bei Paula Panke bald eine kleine Gruppe von jugendlichen Aktivistinnen, die sich regelmäßig treffen?