Wie sag ich es? Wie benennen wir die Geschlechtsorgane von uns, von unseren Kindern? Wie reden wir darüber? „’Da unten’ ist definitiv zu wenig!”, meint Referentin Agi Malach, Sexualpädagogin und Gründerin von VULVINCHEN. Sie war am 4. März 2020 bei Paula Panke für eine Workshop über geni(t)ale Vielfalt zu Gast und begeistert von der „vulvastischen Energie“ im Raum. Denn aktuell hängen bei Paula Panke die Werke der Künstlerin* Lena Hensen, die Vulven in aller Vielfalt gestaltet hat.
Welche drei Worte für Geschlechtsorgane fallen euch spontan ein?
Die Teilnehmer*innen überlegten nicht lange. Agi schrieb die Worte für alle sichtbar auf. Das Ergebnis war erschreckend. Jedes einzelne Wort sagt viel über unsere Gesellschaft aus: Sie reduzieren Geschlechtsorgane allein auf eine Funktion, vermitteln ein falsches Bild von ihnen oder verstärken Vorurteile wie das weiblicher Passivität.
Agi Malach wertete nicht, sondern riet den Zuhörer*innen: „Wichtig ist, dass ihr ein Wort findet, das zu euch passt und mit dem ihr euch wohl fühlt.“
Mehr als zwei Geschlechter
Die Worte sind geprägt durch eine sexistische Gesellschaft, die bei dem Thema schambehaftet ist und nur zwei Geschlechter kennt: das männliche und das weibliche. Alle, die anders sind, werden ausgegrenzt. Ein erster Schritt in die richtige Richtung war die Einführung des dritten positiven Geschlechtseintrags “divers” in Deutschland. Das muss jetzt auch in den Köpfen ankommen. Gut, dass Agi Malach mit dem Verein Biko Berlin dreimal wöchentlich an Berliner Schulen unterwegs ist und aufklärt.
Wichtig ist ihr, dass die Teilnehmer*innen ihrer Workshops verstehen: Genitalien sagen nichts über unsere Identität aus. Denn Genitalien können sich verändern. Und sie können ganz unterschiedlich aussehen. Daher gefielen ihr die vielgestaltigen Vulven von Lena Hensen auch so gut.
Die vielen Fragen der Teilnehmer*innen antwortete sie wohlwollend und undogmatisch. Agi Malach ist es mit ihrem Workshop gelungen, mit Leichtigkeit den Raum zu öffnen, um über ein Thema zu sprechen, zu dem allzu oft noch verschämt geschwiegen wird. Das hilft Ängste ab- und Selbstbewusstsein aufzubauen. Wirklich gute Aufklärungsbücher konnte sie noch nicht empfehlen. Vielleicht bringt sie irgendwann ihr eigenes heraus. Bis dahin gibt es immerhin den von ihr von Hand gefertigten Schmuck in Vulva-Form bei VULVINCHEN. Denn Vulven müssen sichtbarer werden.
Tipps zum Weiterlesen und -sehen
- Dr. Laura Méritt: Frauenkörper neu gesehen
- Dian Hanson: The Big Book of Pussy
- Ann-Marlene Henning: Make Love
- Labia Library