Was bedeutet es für eine Gesellschaft, dass einige Menschen schwanger werden können und andere nicht? Die feministische Journalistin und Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp hat dazu 2019 ein vielbesprochenes Buch veröffentlicht: „Schwangerwerdenkönnen. Essay über Körper, Geschlecht und Politik“ und es bei Paula Panke vorgestellt. Die Lesung mit ihr sorgte für eine lebhafte Diskussion mit den Teilnehmer*innen.
Das Thema Schwangerwerdenkönnen ist in der heutigen, vor allem westlichen Debatte über die Geschlechterdifferenz, ziemlich in den Hintergrund gerückt. Dabei ist der Unterschied zwischen Menschen, die schwanger werden können und denen, die es nicht können, real existent.
Gleichzeitig fordert die medizinische Entwicklung eine neue Auseinandersetzung und eröffnet veränderte Perspektiven auf das Thema. Inzwischen ist es nämlich möglich, eine Gebärmutter zu transplantieren. Bereits jetzt zeichnet sich ein Trend ab, dass die Gebärmutter-Transplantation in Zukunft möglicherweise nachgefragter sein wird als die Leihmutterschaft. Welche Konsequenzen hat das für die Familienmodelle?
Zudem verstehen wir Frausein immer mehr losgelöst von biologisch-körperlichen Phänomenen und denken vor allem über die sozialen Konstruktionen von Geschlecht nach. Doch gibt es einen Zusammenhang zwischen der Geschlechterdifferenz und der Frage, wie Menschen sich fortpflanzen?
Was passiert mit den tradierten Rollenbildern und bisherigen Familienmodellen, wenn perspektivisch auch Männer* eine Gebärmutter haben können? Wie müssen gesetzliche Regeln angepasst werden? Und wie geht es uns persönlich damit?
Das waren Fragen, die die Lesung aufwarf und die im Publikum mit vielen jungen Frauen* und auch Männern* für reges Interesse, Irritation und eine konträre Diskussion sorgten. Die Sensibilität und Komplexität des Themas wurden sichtbar.
Wir danken Antje Schrupp herzlich für diesen anregenden Abend!