Wie ein inszenierter Skandal dazu genutzt wird, vor den angeblichen Gefahren des Selbstbestimmungsgesetzes zu warnen
In Wien sorgte der Besuch einer sich als trans Frau ausgebenden Person in einer „Frauen-Sauna“ für mediale Aufregung. Rechtspopulistische Politiker*innen und Journalist*innen nahmen die Berichte zum Anlass, gegen das neue Selbstbestimmungsgesetz zu wettern und ihre transfeindlichen Vorstellungen zu bekräftigen. Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp meinte zu dem Vorfall: „Eine Person mit Penis ist ein Mann und das bleibt auch so. Und ein Mann hat in einer Damensauna nichts verloren.“
Dahinter steht ein transphober Troll
In einem Interview auf der rechtspopulistischen Online-Plattform des Ex-Bild Chefs Julian Reichelt bekannte sich einige Tage später der Hamburger Bijan Tavassoli zu der Aktion. Wie die Online-Platform queer.de recherchierte, war er in der Vergangenheit bereits öfter durch inszenierte Medien-Stunts aufgefallen, in denen er versucht hatte, transinklusive Politik ins Lächerliche zu ziehen. Tavassoli tritt dabei in der Rolle einer, wie er selbst sagt „lesbischen trans-Muslima“ auf. Mit bewusst provozierenden Aussagen und einer gespielten Identität stört Tavassoli etwa Parteitage der Partei „Die Linke“ und dreht YouTube-Videos mit AfD-Politiker*innen.
Rechte Medien nahmen die Aktion zum Anlass, vor den vermeintlichen Gefahren des aktuell diskutierten Selbstbestimmungsgesetzes in Deutschland zu warnen. Immer wieder wird öffentlich eine konstruierte Gefahr für cis-Frauen durch eine queer-inklusive Öffnung von „Frauen“-Räumen heraufbeschworen. Transphobe „Aktivist*innen“ wie Tavassoli meinen, cis-Frauen schützen zu müssen und verschaffen sich gleichzeitig unerlaubten Zugang zu geschützten Räumen. Der transphobe Mythos einer vermeintlichen Gefahr durch Männer, die sich als trans-Frauen ausgeben, um cis-Frauen zu belästigen, ist nichts weiter als das: ein transphober Mythos. Das Einzige, was Tavassoli mit seiner Aktion bewiesen hat, ist seine eigene Übergriffigkeit und seine Unfähigkeit zur Empathie.
Keine queerfeindliche Hetze in unserem Namen
Wir brauchen keine Bevormundung im Namen unserer Sicherheit und erst recht keine wirren Satire-Aktionen in geschützten Räumen. Was wir brauchen, sind respektvolle und inklusive Prozesse der Öffnung von Frauen-Räumen für queere Lebensrealitäten und Perspektiven.
Solidarität über den Pride Month hinaus
Während aktuell der Pride Months läuft und gefeiert wird, ist leider auch wahr: Immer wieder fühlen sich nicht-binäre und trans Personen bei feministischen Veranstaltungen nicht sicher oder nicht erwünscht. Wenn weltweit Rechtspopulisten wie Bijan Tavassoli transfeindliche Hetze betreiben und versuchen, die Rechte und Sichtbarkeit von queeren Personen einzuschränken, ist es dringend notwendig, dass sich feministische Stimmen laut und entschlossen hinter die Betroffenen stellen.
Deshalb lasst uns auch über den Pride Month hinaus dafür einstehen, dass sich nicht-binäre und trans-Personen in den Räumen, die wir teilen, sicher und willkommen fühlen. Kein trans-exkludierender Feminismus in unserem Namen!