Folie aus der Präsentation: Vlada Kobylianska

Folie aus der Präsentation: Vlada Kobylianska

Berufliche Anpassung in der Ukraine und Deutschland

Text: Vlada Kobylianska

Warum dieses Thema?

Ich habe meinen Masterabschluss an der Fakultät für Soziologie der Nationalen W.-N.-Karasin-Universität in Charkiw/Ukraine,  im Bereich Bildungs – und Berufsprogramme – „Soziale Technologien“ abgeschlossen, die die Unterschiede bei der beruflichen Anpassung zwischen der Ukraine und Deutschland untersucht.

Dieses Thema ist heute besonders relevant, da viele Ukrainer*innen wegen des Krieges ihre Heimat verlassen mussten und nun versuchen, in einem anderen Land ein neues Leben aufzubauen. Ziel meiner Arbeit war es herauszufinden, ob Unternehmen ein gutes Arbeitsumfeld für junge Menschen schaffen und ob es Programme wie Mentoring, Coaching, Online-Schulungen oder Onboarding gibt, die den Einstieg erleichtern.

Die Thesen dieser Arbeit beruhen auf der Theorie des sozialen Austauschs von George Homans und Peter Blau. Diese Theorie hilft uns zu verstehen, welches die Prinzipien des gegenseitigen Austauschs sind und welche Rolle der soziale Kontext spielt. Es geht auch um Konzepte von „Belohnung“ und „Verlust“, der Analyse von Anpassungsbarrieren sowie der  Rolle sozialer Netzwerke. Das sind alles Prinzipien, die Menschen helfen, eine Arbeit zu finden und auch dabei zu bleiben.

Was habe ich untersucht?

Ich habe sowohl eine Sekundäranalyse zu Organisationen wie „Nova Poschta“, „Kyivstar“ und „Telekom“ durchgeführt, die solche Programme anbieten, als auch eine Umfrage unter Ukrainer*innen (18–45 Jahre alt), die in der Ukraine oder in Deutschland arbeiten. Außerdem habe ich in meiner Arbeit Erfahrungen aus meinem Praktikum im Frauenzentrum Paula Panke e.V. einfließen lassen.

Hypothesen

Bevor ich meine Umfrage gestartet habe, habe ich vier Hypothesen aufgestellt:

  1. Anpassungsprogramme helfen Menschen, schneller und einfacher in ihren Beruf hineinzufinden.
  2. Ukrainer*innen erleben besondere Anpassungsschwierigkeiten aufgrund soziokultureller Unterschiede, Sprachbarrieren und Kommunikationsproblemen.
  3. Generation Z erkennt schneller, wenn ihre Rechte verletzt werden, z. B. wenn von ihnen mehr Arbeit für weniger Lohn verlangt wird.
  4. Soziokulturelle Faktoren verlangsamen den beruflichen Anpassungsprozess.

Ergebnisse der Umfrage

Ich habe 14 Personen befragt – 7, die in der Ukraine arbeiten, und 7, die in Deutschland tätig sind. Die Ergebnisse zeigen:

  • Sprachbarrieren: Alle Befragten betonten, dass die Sprache eine große Hürde ist. Selbst wenn man Deutsch gut versteht oder Sprachzertifikate hat, fällt es oft schwer, nachzufragen oder die eigene Meinung klar auszudrücken.
  • Anpassungsschwierigkeiten: Viele berichteten von einer „Schutzanpassung“, da es kulturelle Unterschiede und bürokratische Hürden gibt. Manche fühlten sich unsicher, weil sie Angst hatten, Fehler zu machen – besonders beim Sprechen. Ich selbst habe diese Erfahrung gemacht, bin aber froh, dass mein Team mich unterstützt und mir Sicherheit gibt.
  • Arbeitsklima: Die meisten Befragten sagten, dass ein gutes Arbeitsklima und die Unterstützung von Kolleg*innen und Führungskräften entscheidend sind, um sich im Team aufgenommen zu fühlen.

Berufserfahrung und Anpassungsprogramme

Die Befragten kamen aus verschiedenen Berufen – von Sozialarbeiter*innen über Ingenieur*innen bis zu SMM-Manager*innen. Nicht alle hatten Anpassungsprogramme, weder in der Ukraine noch in Deutschland. Besonders die jüngeren Befragten (Generation Z) achten darauf, dass Arbeit und Privatleben im Gleichgewicht bleiben. Sie möchten nicht bis spät abends arbeiten und legen Wert auf faire Bedingungen. Ältere Generationen sehen dies oft anders.

Fazit meiner Arbeit

Meine Masterarbeit hat gezeigt, dass formelle Programme wie Onboarding, Coaching oder Weiterbildung den Einstieg in den Beruf erleichtern können. Doch entscheidender sind gute Kommunikation, ein unterstützendes Arbeitsklima und das Verständnis der Führungskräfte.

Für Deutschland habe ich die Empfehlung ausgesprochen, mehr Geduld und Verständnis für Sprachbarrieren aufzubringen und individuelle Ansätze für neue Mitarbeiter*innen zu finden. Ukrainische Unternehmen können von der europäischen Erfahrung profitieren, um ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Persönlicher Blick

Ich habe das Thema gewählt, weil ich als Schülerin und Studentin oft dachte, dass es in Europa immer besser sei. Doch meine Forschung hat mir gezeigt, dass das Wichtigste überall ein respektvoller Umgang, Kommunikation und ein gutes Arbeitsumfeld sind – egal, ob in der Ukraine oder in Deutschland.

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