Film-Gespräch: Nadja, Ingrid, Mihan, Goli und Tania (v.l.), Foto: Paula Panke

Film-Gespräch: Nadja, Ingrid, Mihan, Goli und Tania (v.l.), Foto: Paula Panke

Dokumentarfilm: über LEBEN im exil

Text: Nathalie Brand

Am 18. Oktober 2024 wurde bei Paula Panke der filmische Essay “Über LEBEN im exil” gezeigt, anschließend gab es ein Gespräch. Der Kurzfilm erzählt von Goli und ihrer politischen Arbeit im Iran der 1980er Jahre und ihrem anschließenden Exil in West-Berlin. Doch der Film reicht weit über ihre persönliche Biografie hinaus. Er beleuchtet das Leben dreier langjähriger WG-Mitbewohnerinnen und bietet tiefgehende Einblicke in die deutsche und internationale Frauenbewegung der letzten fünf Jahrzehnte.

In der Kreuzberger WG lebten Mitte der 1980er Jahre Goli, Birgit, Christine und Gudrun zusammen – Frauen, die sich aktiv für gesellschaftliche Veränderungen einsetzen. Ihre Wohnung wurde für sie zu einem wichtigen Ort und sie bekamen auch häufig Besuch von unterschiedlichsten Menschen. Die Frauen waren Teil des internationalen Frauenplenum und organisierten von 1988 bis 1992 die Frauendemo am 8. März in Berlin. Außerdem setzten sie sich für Flüchtlingsschutz ein und führten Protestaktionen durch, darunter Theateraufführungen, die auf die Situation von Frauen im Iran und anderen Ländern aufmerksam machten. Die WG-Mitbewohnerinnen von Goli haben betont, wie erfrischend es war zu sehen, dass die iranische Community es schafft, Aktivismus und Leichtigkeit zusammenzubringen, indem bei Treffen auch gesungen und getanzt wurde. Nachdem das internationale Frauenplenum sich aufgelöst hat, wurde in der Broschüre „Faden weiterspinnen“ über die Ideen, Erfahrungen und Perspektiven zur Zusammenarbeit von Immigrantinnen und deutschen Frauen im Exil reflektiert und gesammelt. Der Titel selbst symbolisiert die Kontinuität und die Notwendigkeit, das Wissen und die Kämpfe der vorhergehenden Generationen weiterzugeben.

Im Anschluss an die Filmvorführung sprachen wir mit Mihan Rusta über die aktuelle Lage der Frauen im Iran. Die Situation ist alarmierend, besonders nach 42 Jahren des Regimes, das Frauenrechte systematisch unterdrückt. Die Bewegung „Frauen, Leben, Freiheit“ gewinnt an Bedeutung und sorgt für Proteste auf den Straßen, aber auch innerhalb von Familien. Die dritte Generation ist aktiv und kämpft für eine bessere Zukunft. Dieser Film gehört nicht zu den etablierten, dominanten Erzählungen. Dabei ist es so wichtig, das kollektive Gedächtnis dieser Frauen festzuhalten. „Ohne Erinnerung wären wir identitätslos“, betonten sie in der Diskussion.

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