Text: Vlada Kobylianska
„Frauen, die von Gewalt betroffen sind, erleben schon oft in ihrer Kindheit Übergriffe“, sagt Panja Acksel, Präventionstrainerin und Gründerin der „Stiftung Glückliche Kinder – Starke Menschen e.V.“
Am 5. Dezember 2024 begleitete sie eine Lesung mit Anna Ziegler im Frauenzentrum Paula Panke. Anna las aus ihrem Buch „Bin ich wirklich schuld? Enthüllung eines tabuisierten Geheimnisses“, das sie in Therapie geschrieben hat. Sie war selbst von sexuellem Missbrauch betroffen. Als Kind machte sie die schmerzhafte Erfahrung, dass ihre Eltern ihr nicht glaubten und sie niemand vor den Übergriffen wirkungsvoll beschützt hat, auch nicht das Jugendamt. Das erzeugte in ihr Gefühle wie Angst, Einsamkeit und Schuld.
Nach der Lesung sprachen wir mit Anna und Panja darüber, wie Kinder besser vor Übergriffen geschützt werden können, denn die Zahl der betroffenen Kinder geht in die Zehntausende mit vermutlich hoher Dunkelziffer.
Täter*innen genießen oft das Vertrauen der Kinder und ihrer Bezugspersonen. Deshalb sei es wichtig, Manipulationsstrategien rechtzeitig zu erkennen und nicht zu ignorieren. In Annas Fall genoss der Täter das Vertrauen der Eltern und konnte viel Zeit mit ihr verbringen: auf sie aufpassen, wenn die Eltern ausgingen oder etwas in den Ferien mit ihr unternehmen. Als ihre Mutter später von den Übergriffen erfuhr, reagierte sie eifersüchtig und betrachtete ihre Tochter als Konkurrentin.
Dieses Buch hat Anna für Erwachsene geschrieben. Sie sollen verstehen, wann etwas mit dem Kind passiert. Es ist entscheidend, dass sich Eltern und Bezugspersonen für das Leben der Kinder interessieren und ihnen zuhören. Manchmal reichen schon 5 Minuten, um wichtige Dinge vom Tag zu hören. Beispielsweise kann man bei gemeinsamen Abendritualen wie Vorlesen ein Kind erzählen lassen, was es heute gegessen hat, ob es sich wohlfühlt, mit wem es gesprochen hat und so weiter.
Was soll ein Kind machen, wenn es keinen guten Kontakt mit den Eltern gibt? Hier tragen Lehrer*innen, Erzieher*innen, Trainer*innen und alle erwachsenen Kontaktpersonen Verantwortung. Gut ist es, Hotline-Nnummern sichtbar und leicht zugänglich aufzuhängen, z.B. in den Toiletten von Einrichtungen.
Das Buch verdeutlicht, wie wichtig es ist, über dieses tabuisierte Thema zu sprechen. Wir sollten darüber reden und verstehen, dass immer nur Täter*innen schuldig sind, niemals die Kinder!
Das Buch zeigt uns, wie wichtig es maßgeblich ist, um Hilfe zu bitten und darüber zu erzählen.
Die Autorin denkt, dass ihres Buch jedem helfen kann. Betroffene sollten wissen, dass sie nicht allein sind und man trotz dieser Erfahrungen weiterleben kann.