Pappelallee 43, direkt gegenüber dem Supermarkt und gleich neben den S-Bahngleisen liegt ein Grundstück auf dem gemeinschaftlich gewohnt wird. Das Wohnhaus ist ein Haus mit 15 Wohnungen, das energieeffizient und ressourcenschonend gebaut worden ist. „Selbstverwaltet und gemeinschaftlich“ entgegen Entfremdung und Vereinzelung dafür steht die Wohnungsgenossenschaft Leuchtturm e.G.. Elke Gebauer gibt in einem großen hellen Gemeinschaftsraum in der obersten Etage über das Für und Wider von Genossenschaften Auskunft. Sie lebt mit ihrem Mann in einer zwei Zimmer-Wohnung. Es reicht ihr, da es einen großen Garten, Räume für Waschmaschinen und Gäste und andere Abstellmöglichkeiten gibt. „Das muss ich nicht alles selbst haben, sondern kann es mit anderen teilen.“ Mit Anfang 40 hat die Rentnerin sich überlegt, wie es sein wird, wenn die Kinder raus sind und keine Erwerbstätigkeit den Alltag strukturiert. Die Idee, in einem Mehrgenerationshaus selbstbestimmt zu wohnen, hat sie nicht mehr losgelassen und erfüllte sich zwei Jahrzehnte später. Es kam nicht infrage für sie, nur mit alten Menschen zusammen zu leben. Sie findet, dass die Generationen voneinander lernen können. Im Haus leben 17 Kinder, davon 3 Schulkinder. Es könnten ruhig noch ein paar mehr ältere Bewohner dabei sein.
Jeder ist selbstständig, doch die Nachbarschaftshilfe untereinander greift, wenn ein Kind mal vom Kindergarten abgeholt werden muss oder jemand schwer erkältet ist und Medikamente braucht. Im Gemeinschaftsraum im Dachgeschoss werden Geburtstage gefeiert oder Lieblingsserien geschaut. Wie viel Nähe man will, kann man selbst bestimmen. Wichtig ist das Haustreffen, bei dem die Bewohner sich über Fragen abstimmen. Eine Satzung liegt der Genossenschaft zu Grunde und drei Vorstandsfrauen und ein Aufsichtsrat achten auf deren Einhaltung. Eine Arbeitsgruppe für den Garten und für neue Mieter hat sich gebildet. Die Hausreinigung übernehmen die Bewohner selbst und sparen auch dadurch Kosten.
Im Gegensatz zu Baugruppen wohnen hier die Bauherren zur Miete. Das Haus gehört der Genossenschaft, das Grundstück der gemeinnützigen Stiftung „trias“. Der Nutzungszweck ist an das generationsübergreifende Gemeinschaftswohnen gebunden und auf lange Sicht nicht für Spekulationen verfügbar. Die Genossenschaftsmitglieder müssen einen eigenen finanziellen Anteil aufbringen, der von ihrem Geldbeutel abhängt. Durch die Mieteinnahmen wird der Bankkredit gedeckt und die sind mit 9,54 € pro Quadratmeter vergleichsweise hoch. Der Vorteil liegt in der Überschaubarkeit der Miete, die sich nicht einfach erhöhen kann. Es rechnet sich erst auf Dauer, wenn andernorts in Berlin die Mieten steigen. Bisher war die Fluktuation gering, was für das Projekt überlebenswichtig ist, denn Auszüge bedeuten auch Mietausfälle. Da haben es große, vergleichsweise alte Wohnungsgenossenschaften viel einfacher. Doch da kann man sich eben die Mieter nicht aussuchen, mit denen man zusammen wohnt und die Grundrisse auch nicht selbst gestalten.
Eva Gerlach, September 2011