Die Vernissage zur Ausstellung “Immer bereit!?” am 16. Oktober 2020 war eine ganz besondere – sicher eine der schönsten und persönlichsten, die bei Paula Panke stattgefunden haben. Aufgrund der Corona-Bedingungen durften nur wenige Gäste vor Ort teilnehmen.
Zum Auftakt gab es ein einführendes Interview mit der Künstlerin Doreen Trittel über ihre Beweggründe und die grundlegenden Themen der Ausstellung, das über Facebook live gezeigt und für unseren Kanal bei YouTube aufgezeichnet wurde.
Unter dem Namen hehocra beschäftigt sich die Künstlerin mit dem Einfluß der Vergangenheit auf die Gegenwart, am liebsten mit Collagen. Gezielt zerstört sie dabei Erinnerungen, um mit den Schatten der Vergangenheit zu spielen, sie zu verwandeln, Grenzen zu erkunden und neu zu setzen.
Danach entspann sich in einem Kreis mit nur 8 Personen eine intensive und sehr berührende Gesprächsrunde.
Über die ausgestellten Werke, beispielsweise über die Serie “Die Ketten meiner Großmutter” kamen die Besucher*innen schnell auf ihre eigenen Erfahrungen zu sprechen: über ihre Wahrnehmung und Perspektiven auf das Stasi-Thema, über intergenerative Zusammenhänge und Wirkungen, die bis in die Gegenwart reichen.
Doreen erzählte von einer Selbsthilfegruppe für Menschen, die als “Stasi-Kinder” aufgewachsen sind und dass unabhängig davon schon einige Betroffene auf sie zugekommen sind, als sie begann, mit ihrer Kunst das Thema öffentlich zu machen. Jedoch sind viele der “Stasi-Kinder” sehr zurückhaltend mit ihrer Geschichte. Doreen vermutet, dass hier auch Gefühle von Schuld und viel Unaufgearbeitetes eine Rolle spielen.
Das Thema Schuld bzw. Selbstverständnis in einer Diktatur wurde auch vom Publikum intensiv aufgegriffen.
Ein Titel mit Ausrufezeichen und Fragezeichen
Der Titel der Ausstellung mit der mehrdeutigen Frage “Immer bereit!?” wurde Anlass für eine längere Diskussion. Der damalige Gruß der DDR-Pionierorganisation – immer nur mit Ausrufezeichen – galt als Signal, der sozialistischen Gesellschaft “immer bereit” zur Verfügung zu stehen. Heute kann und muss er mit neuer Bedeutung gefüllt werden: Inwiefern sind wir heute wieder und auf neue Weise “immer bereit”? Als bereitwillig konsumierende Bürger*innen, als stets erreichbare User*innen der digitalen Medien, als rund-um-die-Uhr verfügbare Arbeitsnehmer*innen, Eltern, Pflegende etc.? Deshalb folgt im Titel das Fragezeichen.
Die Ausstellung kann bis zum 29. Januar 2021 bei Paula Panke nach Voranmeldung besichtigt werden. Wer sich mit den spannenden Themen weiter auseinandersetzen möchte, kann gern bei unserem Erzählcafé “Stasi-Kinder” am 16. Dezember 2020 dabei sein und/oder am Workshop “Erinnerung – gestern und heute” im Januar 2021 mit Doreen Trittel teilnehmen.
Anmeldung telefonisch unter 030 – 485 47 02 oder per Mail: programm@paula-panke.de
Außerdem gibt es zur Ausstellung “Immer bereit?!” eine eigene Webseite der Künstlerin